Pädagogische Angebote im Wochenrhythmus

Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes
Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

Friedrich Schiller 

Der Kinderland-Alltag ist gekennzeichnet durch eine gelungene Mischung sowohl offener als auch strukturierter pädagogischer Angebote, die den Tages- und Wochenrhythmus ordnen und den Kindern Orientierung geben. Ungesteuerte und gesteuerte Lernprozesse bleiben in ausgewogener Balance und halten sich auf optimale Weise die Waage. Für das Auf und Ab der Tagesrhythmen besitzen die Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Imbiss am Nachmittag nach der Ruhepause) besondere Relevanz. Dabei vergeht kein Tag, an dem nicht ausreichend Zeit für offenes und freies Spiel vorhanden ist. Das gilt auch unter Berücksichtigung des wöchentlichen Rhythmus, der dadurch gekennzeichnet ist, dass ausgewählte Tage charakteristische Akzente setzen. Bestimmte Wochentage halten ein typisches Angebot bereit. Weil dieses zeitlich begrenzt ist, lassen diese Angebote ausreichend Raum für Aktivitäten verschiedenster Art, vor allem für das freie und selbstbestimmte Spiel der Kinder. Die Kategorie des Spiels steht seit Fröbel im Zentrum jeglicher pädagogischer Arbeit von Tageseinrichtungen. Das Spiel ist unter allen Formen kindgemäßen Lernens herausragend. Bei aller Qualität strukturierter Angebote gilt es diesen Gesichtspunkt stets im Blick zu haben.

Spielen, Spiel ist die höchste Stufe der Kindesentwicklung, der Men-schenentwicklung dieser Zeit; denn es ist freitätige Darstellung des Inneren.

Friedrich Fröbel

Wenn man das Kind beim Spiel beobachtet, so sieht man die Bestandteile der kindlichen Welt vor sich ausgebreitet, verschieden in der Differenzierung und Komplexität, jeweils dem Niveau der Reife entsprechend. Wenn ein Zwei- oder Dreijähriges Eisenbahn spielt, so tut es das auf einfache Weise. Der Zug fährt. Er macht Geräusche. Ein Bauklotz und ein Kind, das „Schu“ macht, kann Hänschens Vorstellung von einem Zug genügen; aber bald trifft er Marie, die sich hat beeindrucken lassen von der komischen Sitzordnung im Zug, wo die Leute ihrem Vordermann auf den Rücken schauen. Für ein anderes Kind in der Gruppe ist ein Zug erst dann richtig, wenn er pfeift. Daraus entsteht bald ein zusammengesetzter Zug: er fährt, er macht „Schu“, er stößt Pfeiftöne aus und die Leute sitzen darin in Reihen hintereinander. Kinder aller Altersstufen legen ihre Ideen im freien dramatischen Spiel zusammen, setzen sich neuen Eindrücken aus und regen einander zu neuem Sich-wundern und Fragen an. Können wir umhin, diesen Vorgang als Lernen anzuerkennen? Können wir übersehen, dass hier sich das Lernen in einer sozialen Atmosphäre abspielt, die voller Freude und Vergnügen ist? Indem es seine Erfahrungen wiedererlebt und frei dramatisiert, denkt das Kind auf seine eigene Weise und zusammen mit anderen Kindern. Es lernt dabei auf dem besten Weg, der möglich ist.

Barbara Biber (Kinderpsychologin)

Die Kinderspiele sind bewundernswerte Einrichtungen. Das Murmelspiel ... z.B. enthält ein System mannigfacher Spielregeln; ein vollständiges Gesetzbuch und eine ganze Rechtsprechung

Jean Piaget (Entwicklungspsychologe)

 

Von Tag zu Tag im wöchentlichen Rhythmus

Für mich liegt der Wert des Essens im geselligen Ereignis.

Nikos Apostolopoulos (griech. Modedesigner)

Montag: Großes Frühstück       

Das Kinderland beginnt die Woche mit seinem sogenannten "großen Frühstück", einem reichhaltigen Frühstücks-Büffet. Hier haben Kinder und Kinderland-Pädagog*innen ganz bewusst umfangreiche Gelegenheit, sich über das vorangegangene Wochenende auszutauschen. Auf diese Weise werden alle auf den Stand gebracht, wer was erlebt hat und was bei wem Thema ist. Zugleich haben zukünftige Pläne im Sinne von zu realisierenden Vorhaben, Ideen, Träumen und Visionen hier ihren Ausgangspunkt. Jedes Kind bringt etwas mit zu diesem Frühstück, und zwar das, was es sich in der Woche zuvor selbst ausgesucht hat. Die Infos mit den Essenswünschen der Kinder hängen jeweils ab donnerstags an den Info-Boards der Gruppen. Selbstverständlich lernen auch schon die kleinen Kinder, mit Besteck umzugehen und z.B. Brötchen selbständig zu schmieren und zu belegen. Auch das Decken des Tisches übernehmen die Kinder mit großem Eifer und Spaß.

A hungry stomach makes a short prayer.

from the Paiute (native Americans)

Staunen ist der erste Grund der Philosophie.

Aristoteles

Dienstag & Mittwoch: Aktivitäten aller Art

Dienstag und Mittwoch sind freigehalten, so dass diese Wochentage nach Bedarf gestaltet werden können. Sie eignen sich für Ausflüge, z.B. in die Parks oder (mit den Jüngsten) in die Kleingartenanlagen der näheren Umgebung, (mit den Älteren) in den Zoologischen Garten oder in die Stadtbibliothek. Ebenso gern machen die Gruppen Besuche bei einem ihrer Kinder zu Hause. Die Vorstellung, bis zu 15 Kinder bei sich zuhause zu Besuch zu haben, ist für Eltern manchmal gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich jedoch ist dies viel harmloser, als es im ersten Moment erscheinen mag. Zugleich bieten diese beiden Tage sich an, um langgehegte Wünsche zu erfüllen, z.B. Theater-, Kino-, Musik- oder sonstige Veranstaltungsbesuche zu realisieren. Immer und immer wieder geht es jedoch auch darum, ganz viel und ungestört spielen zu können. "Rettet das Spiel", so lautet nicht von ungefähr ein aktueller Buchtitel des renommierten Hirnforschers Gerald Hüther.

... hat man die Gewohnheit aufgegeben, Wasser zu schlucken und wieder auszuspucken. Denn die Schwimmer zu meiner Zeit betrachteten sich als eine Art Dampfschiff 

Marcel Mauss (frz. Soziologe)

Donnerstag: Schwimmen              

Donnerstags geht die Kinderland-Dino-Gruppe ("Vorschulkinder") zu bestimmten Zeiten des Kindergartenjahres schwimmen. Die Kinder werden unter Anleitung zweier Schwimmlehrer*innen je nach Kategorie (Anfänger, Fortgeschrittene, etc.) mittels Gewöhnungsübungen, Schwimmunterricht und Spielen mit dem Element Wasser vertraut gemacht, so dass sie sich im Lauf der Zeit sicher darin bewegen können. Am Ende der Kindergartenzeit kann der Erwerb des „Seepferdchens“ stehen (natürlich gibt es keine Garantie dafür). Selbst­verständlich müssen die Kinder nicht ins Wasser, wenn sie dies als unangenehm erfahren. Die Schwimmkurse haben jeweils eine Dauer von etwa 10 Schwimmstunden, wöchentlich verteilt über einen Zeitraum von ca. 2,5-3 Monaten.

Wer sich heute freuen kann, sollte nicht bis morgen warten.

dt. Sprichwort

Der moderne Mensch leidet an Bewegungsmangel. Manche halten eine Wanderniere bereits für eine ausreichende körperliche Betätigung.

Piet Vlanders

Freitag: Kinderland-Sport in der Charlottenburger Sporthalle.

Wir haben das große Glück, freitags eine der größten Sporthallen Berlins nutzen zu dürfen. Hier findet von 9:00 bis 10:00 Uhr der Kinderland-Sport statt. Unsere besondere Kompetenz im Bereich der Bewegungserziehung in Verbindung mit der Größe und Ausstattung der Sporthalle erlaubt es uns, den Kinderland-Kindern ein Sportangebot der Sonderklasse bieten zu können. In Verbindung mit aktuellen Themen wird die Sporthalle mit Hilfe von knappen einführenden Geschichten und/oder Kreistänzen in eine jeweilige symbolische Welt verwandelt. Es wird getanzt, gerannt, gehüpft und gesprungen, quasi nebenbei werden die Motorik und alle Sinne trainiert und geschult. Unterschiedlichste Objekte, sowohl Sportgeräte als auch Alltagsgegenstände (Zeitungspapier, Watte, Luftballone etc.) kommen zum Einsatz, Musik wird gezielt sowohl am Anfang als auch am Ende eingesetzt. Zwei Bewegungsbaustellen laden die Kinder (eine davon auch die ein- bis zweijährigen) ein, ihren Körper zu erproben, Herausforderungen selbständig zu bestimmen und zu bewältigen und dabei eigene Bewegungsentwürfe zu entwickeln. Jede Woche wird der Sport im Rotationsverfahren gemeinsam von zwei Mitgliedern des Kinderland-Teams erarbeitet. Dass die Bewegungserziehung sich nicht allein auf die Sportstunde beschränkt, sondern in anderen Kontexten fortgeführt wird, ist selbstverständlich.

Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.

E.T.A. Hoffmann

Musikalische Früherziehung

Musikalische Früherziehung ist im Kinderland in den Kindergartenalltag integriert. Unsere pädagogischen Fachkräfte geben den Kindern die Möglichkeit, sich spielerisch musische Basiskompetenzen anzueignen. Sie singen mit den Kindern, kombinieren musikalische Früh- und Bewegungserziehung oder verwenden die im Kinderland vorhanden Musikinstrumente. Es wird Musik gemacht, gehört, gesungen, dies in Verbindung mit Kreisspielen, Tänzen und der Verwendung des Körpers als Rhythmusinstrument. Musik aus allen Teilen der Welt spielt im Kinderland-Alltag auch sonst eine sehr wichtige Rolle.

Musik ist die Sprache der Engel.

Thomas Carlyle (schott. Schriftsteller)

Wenn man Spaß an einer Sache hat,

dann nimmt man sie auch ernst.

Gerhard Uhlenbrock (Aphoristiker u. Hochschullehrer)

 

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